Was uns aktuell beschäftigt
Pflegepetition initiiert von der Zeitschrift „stern“
Warum uns diese Petition alle angeht!
Über die Aktion:
Es geht um Ihre Kinder, Eltern und Großeltern, um unser aller Zukunft. Wir brauchen gute Pflege. Früher oder später. Deutschland altert schnell, und immer mehr Menschen sind im Alltag auf professionelle Pflege angewiesen. Doch in den Krankenhäusern, Heimen und bei den ambulanten Diensten herrscht ein enormer Pflegenotstand. Überall fehlen Pflegekräfte, weil die Arbeitsbedingungen schwer zumutbar sind und das Gehalt zu niedrig. Wir alle sind davon akut bedroht: Pflegekräftemangel führt zu schwereren Krankheitsverläufen, mehr Komplikationen und Todesfällen. Unsere Politiker:innen finden seit zwei Jahrzehnten keine wirksame Gegenmaßnahme. Es braucht einen ganz großen Wurf, um den Pflegekollaps noch aufzuhalten. Unser Umgang mit dem Thema Pflege entscheidet darüber, wie menschlich unsere Gesellschaft im 21. Jahrhundert bleibt.
Nach ersten Gesprächen hier ein paar Antworten, auf mögliche Fragen, die dazu aufkommen könnten.
Das ist sicherlich ein wichtiges gesellschaftspolitisches Thema, aber wieso verlinkt ihr das? Es geht doch nicht direkt um die Belange von Menschen mit Psychiatrieerfahrung?
Auch wir werden alt, haben alte Angehörige und wünschen uns, nicht nur auf psychiatrischen Stationen, aber natürlich auch dort, dass qualifizierte Pflegekräfte Zeit für uns haben. Fachkräftemangel in der Psychiatrie und gute Heimplätze für psychisch kranke ältere Menschen sind leider eher Nischenthemen, die wir natürlich immer wieder ansprechen.
Eine anhaltend große mediale Aufmerksamkeit der allgemeinen Schwierigkeiten im Pflegebereich halten wir für wichtig. Nur wenn der soziale und pflegerische Bereich insgesamt höheres Ansehen, höhere Löhne und bessere Arbeitsbedingungen bekommen, können letztlich auch psychiatrische Institutionen davon profitieren.
So schlecht verdient man doch gerade in der Krankenpflege auch wieder nicht. Es gibt wesentlich schlechter bezahlte Tätigkeiten. Wäre es nicht wichtiger, sich darum zu kümmern?
Es wäre jedenfalls auch wichtig. Es geht auch nicht darum, Berufe und Tätigkeiten gegeneinander auszuspielen, sondern um die Sicherstellung einer guten Versorgung aller Menschen mit Unterstützungsbedarf, die momentan eben nicht gegeben ist.
Warum soll ich unterschreiben, das Quorum ist doch bereits erreicht. Was bringen mehr Unterschriften?
Mehr mediale Aufmerksamkeit, hoffentlich auch über die Zeit der Pandemie hinaus, die zu besseren Arbeitsbedingungen führt und hoffentlich verhindert, dass noch mehr Menschen in sozialen Berufen ausbrennen und sich andere Stellen suchen.
Wäre es nicht sinnvoller, die Angestellten in Kliniken und Altenheimen würden sich gewerkschaftlich organisieren und für ihre Belange selbst eintreten, beispielsweise durch Streiks?
Grundsätzlich sind Streiks sicher auch ein wichtiger Baustein, um bessere Arbeitsbedingungen zu schaffen. Momentan ist allerdings zu befürchten, dass die Bevölkerung eher wenig Verständnis für streikendes Pflegepersonal hätte. Und ob es nach der Pandemie noch Personal gibt, scheint auch ziemlich fraglich.
Ich würde die Petition mitzeichnen und meine Kontaktpersonen vielleicht auch, möchte dies aber nicht online tun.
Hier kann man ein Unterschriftsblatt herunterladen und analog ausfüllen.
https://asset3.stern.de/producing/pdfs/2021/Emailing_STERN_Pflegepetition.pdf
Soll ich weitere Unterschriften sammeln?
Natürlich können Sie die Informationen weitergeben, aber vermeiden Sie bitte dennoch persönliche Kontakte soweit möglich, denn eine weitere Überlastung unseres Gesundheitssystems durch Ansteckungen mit dem Coronavirus wäre natürlich momentan kontraproduktiv.
Die neue elektronische Patientenakte
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn will am 1.1. 2021 die neue elektronische Patientenakte einführen. Sie gilt nur für Gesetzlich Versicherte und soll den Austausch der Ärzte untereinander vereinfachen. Sie soll Mehrfachuntersuchungen vermeiden helfen, weil jeder Arzt alle bereits bestehenden Diagnosen einsehen kann. Die Patient*innen sollen Zugriff auf ihre elektronische Patientenakte bekommen.
Wer von den niedergelassenen Ärzten sie nicht einführt, muss Strafe zahlen.
Viele Ärzte und Fachorganisationen hatten eine Petition gegen die elektronische Patientenakte eingereicht, weil sie sie für unnötig, unnötig teuer und datenschutzmäßig für zu ungesichert halten.
Viele psychisch Kranke haben diese Petition mit unterschrieben, auch Mitglieder der Pandora. Es gab am 15. Juni 2020 eine öffentliche Anhörung vor dem Petitionsausschuss.
Im November 2020 hat der Datenschutzbeauftragte der Bundesregierung, Prof. Ulrich Kelber, die gesetzlichen Krankenkassen vor der elektronische Patientenakte gewarnt: Sie verstößt seiner Meinung nach teilweise gegen europäisches Datenschutzrecht. Falls die Kassen diese Warnungen nicht beachten, will er ggf. Anweisungen erlassen.
Das Bundesministerium für Gesundheit wies die Bedenken zurück.
In der jetzt geplanten Form haben Patient*innen nur die Möglichkeit, im „Alles-oder-nichts-Prinzip“ davon Gebrauch zu machen: Alle ihre Diagnosen und Behandlungen könnten dann von jedem ihrer Ärzte eingesehen werden. Das bedeutet, dass ihr Orthopäde oder ihr Zahnarzt alle Diagnosen, auch die psychiatrischen, einsehen kann – einschließlich aller Fehldiagnosen, die viel schwerer als vorher zu entfernen sein werden. Und leider haben viele Fachärzte immer noch Vorurteile gegen psychisch kranke Menschen!
Was können Patient*innen tun?
Die elektronische Patientenakte ist freiwillig.
Einfach NICHT annehmen, NICHT zustimmen, NEIN sagen!!!
(Und sich informieren, z.B. hier)